18. September 2012

Jubiläum der Geldmaschine

Im Jahr 1955 wurde der Europapokal der Landesmeister ins Leben gerufen. Die erstplatzierten Teams aus Europa duellierten sich um den Titel der besten Mannschaft des Kontinents. 1992 wurde dieser Wettbewerb reformiert und firmierte fortan als Champions League. Die Namensänderung war jedoch nicht die einzige Änderung. Künftig durften nicht nur die Meister des jeweiligen Landes, sondern auch die zweit-, dritt- oder gar viertplatzierten, je nach UEFA-Koeffizient, am Wettbewerb teilnehmen. Statt wie in den 1980ern über neun Spieltage mit 32 teilnehmenden Mannschaften einen Sieger im K.O.-System zu ermitteln, stehen sich heute zwar ebenfalls 32 Teams, allerdings über 43 Spieltage in einer Gruppenphase samt anschließenden K.O.-Partien gegenüber. Dies hat zur Folge, dass sich die Anzahl der Spiele auf 213 verfünffacht hat, was für Fußballbegeisterte jedoch wohl kein Problem darstellen sollte.
An die sogenannten "Fleischtöpfe Europas" möchte ein jeder Verein - kein Wunder: Die UEFA zahlt insgesamt an alle teilnehmenden Vereine eine unglaubliche Gesamtprämie von 910 300 000 Euro aus. Allein für die Qualifikation für die Gruppenphase bekommt jedes Team ein Startgeld von 8,6 Millionen Euro. Jeder Sieg ist zusätzlich eine Million wert. Auch gibt es für jede erreichte Runde Zuschläge: Für das Achtelfinale etwa 3,5, das Viertelfinale 3,9 und das Halbfinale 4,9 Millionen Euro. Der Sieger des Wettbewerbs bekommt eine Zusatzprämie von 10,5 Millionen. Der Verlierer des Finalspieles immerhin noch 6,5 Millionen Euro. Dazu kommt eine von Stadionkapazität und Ticketpreisen abhängige Summe an Zuschauereinnahmen. Neben diesen Prämiengeldern wartet zusätzlich ein Marktpool mit satten 409 600 000 Euro. Die Verteilung dieser Gelder hängt vom nationalen TV-Vertrag sowie dem Abschneiden des jeweiligen Vereins ab. Der FC Chelsea kassierte zum Beispiel als Sieger von 2012 durch Prämien und den angesprochenen Marktpool knapp 60 Millionen Euro. Die Münchner Bayern, unglücklicher Zweiter im Finale Dahoam, generierten eine Summe von mindestens 45 Millionen Euro - ohne Zuschauereinnahmen. Diese dürften zusätzliche 20 Millionen in die rot-weißen Kassen spülen. 
Spätestens mit der Reformierung des Wettbewerbs vor nun mehr zwanzig Jahren ist zumindest der europäische Spitzenfußball endgültig der Kommerzialisierung erlegen. Horrende und verhältnislose Ablösesummen wurden fortan gezahlt, ebenso wie Sponsorengelder. Doch bietet die Champions League für die Hauptsponsoren der Vereine ein nahezu ideales Schaufenster zur Präsentation des Produktes. Sie werden europaweit im Stadion oder vor den TV-Geräten gesehen und haben zusätzlich eine Sonderstellung im Konkurrenzkampf des Marketings inne, da die UEFA nur ausgewählte, eigene Sponsoren sowie die Hauptgeldgeber der Vereine, welche auf dem Trikot prangern, zulässt. So muss beispielsweise der FC Bayern zu Heimspielen die Allianz-Arena in Fußball-Arena München umnennen, da jenes Versicherungsunternehmen "nur" einer von vielen Sponsoren ist. 

Heute beginnt erneut die Jagd auf die ganz großen Gelder. Hoffen wir, dass trotz der verlockenden Summen das wichtigste nicht in den Hintergrund rückt: der Fußball.

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